Das Nähen des ersten Kleidungsstückes

Du hast noch nie Kleidung selbst gemacht, hättest aber gerne etwas das besser aussieht als das, was Du auf dem Markt bekommst ? Kein Ding, es gar nicht soo schwer.

Du hast gar keine Nähmaschine ? Keine Vorkenntnisse, keine Ahnung ? Das ist nicht schlimm.

Versuche es!

Alles was Du an Werkzeug brauchst ist eine saubere, scharfe Schere, das kann zum Testen eine gute Küchenschere sein, eine Handvoll Stecknadeln, ein paar Näh-Nadeln und ein Maßband.

Wenn du noch keine Nadeln hast, kauf Dir die etwas größeren Stecknadeln, und bei den Nähnadeln, nimm feine Sticknadeln mit abgerundetem Kopf für Wolle und spitze für Leinen.

Wichtigster Punkt – lass Dir nix andrehen !

Es wird einem gerne als erste Ausstattung maschinengenähtes Baumwollzeugs angedreht, mit blumigen Worten und einem ,,das trug man so”.

Ja, es gab Baumwolle auch schon recht früh, aber das sah anders aus als das was uns da heute gerne verkauft wird und sie war wirklich sehr seltene Importware.

Grob kann man sagen, dass Oberkleidung aus Wolle war und Unterkleidung aus Leinen.

Das ist praktisch und es isoliert wirklich gut. Morgens richtig angezogen kommt man gut über den Tag, ohne das einem friert oder das man sich zu Tode schwitzt.

Die Kleidung war bis zum hohen Mittelalter aus überwiegend viereckigen und dreieckigen Stücken zusammen gesetzt. Dennoch wurde eine gute Passform mit Tragekomfort erreicht.

Wie beginnst Du ?

Mit einem Probeschnitt. ( Links zu Tutorials zu einzelnen Schnitten hängen am Ende des Artikels an)

Du nimmst eine alte Tischdecke oder Bettwäsche, schneidest zu und nähst mit groben Stichen Dein Kleidungsstück zusammen. Anziehen – begutachten, passt es ? Dann trenn es wieder auf und Du hast Dein Schnittmuster. Du kannst dieses Schnittmuster auf festes Papier übertragen, darauf alles notieren was Dir wichtig ist, und hast später immer wieder ein Schnittmuster. Auch kannst Du es ausmessen und weißt wie viel Stoff Du brauchst, notfalls packst Du es beim Stoffkauf ein und lässt Dir helfen.

Zur Vertiefung lies hier später weiter:

https://www.zeitensprung-handweberei.de/2018/07/24/das-zuschneiden-von-stoffen-und-die-vorbereitung/

Beim Stoffkauf neigt man oft dazu zu dicke Stoffe zu kaufen. Man reibt den Stoff etwas zwischen Finger und Daumen um die Dicke zu fühlen. Grob kann man sagen das ein Wollstoff der sich dicker als ein Jeansstoff anfühlt, zu warm für ein Kleid, eine Tunika oder eine Hose ist. Das wäre eher etwas zum nähen eines Mantels oder einer Gugel. Der Stoff sollte sich dicker anfühlen als ein Flanellhemd. Lodenstoffe sind für normale Bekleidung zu warm. Sie eigenen sich für Wetterkleidung.

Das Ermitteln Deiner Maße :

Hier brauchst Du Hilfe. Sich alleine auszumessen ist schwierig.

Lass Dich vermessen und notiere Dir die Maße. Die Längenmaße ändern sich im Laufe des Lebens wenig, die Breitenmaße sollte man vor einem aufwendigen Projekt immer noch mal checken.

Bei allen Kleidungsstücken rechnet man eine Bequemlichkeitszugabe zu. Hier kann man sich an bequemer Alltags-Kleidung orientieren. Nicht zu viel wählen, denn 2cm Zugabe machen oft schon eine Konfektionsgröße aus.

Bei den einzelnen Schnittteilen niemals die Nahtzugabe vergessen ! 2cm je Naht und Teil sind ein guter Standartwert. Diese Nahtzugabe läuft um das komplette Schnittteil.

Zweitwichtigster Punkt – die Menschen waren eitel, alle Kleidung war von Hand gemacht, also war man bemüht die Nähte so zu verarbeiten das man sie nicht sieht.

Welcher Nähfaden ist der Richtige ?

Je feiner Deine Naht ist um so mehr Stiche benötigst Du. Je mehr Stiche Du setzt um so stabiler wird die Naht. Es ist also nicht so wichtig das der Faden Superstabil ist. Ein Sternchenzwirn wird Dir wenn Du Pech hast den Stoff kaputt machen, also lieber einen Faden verarbeiten der im Zweifelsfall reißt und den man ersetzen kann.

Gibt die Fundlage nichts anderes her, näht man Wolle mit Wollgarn und Leinen mit Leinen.

Beim Leinen ist es gut den Faden über ein Blöckchen Bienenwachs zu ziehen, das macht den Faden glatter und er verschleißt nicht schon beim Nähen. Wollfäden verarbeitet man ungewachst.

Fäden aus dem Gewebe zu prockeln halte ich für keine gute Idee, da diese Fäden in der Regel ungezwirnt sind. Das wird nur schwer halten und die Mühe war für die Katz.

Also schau Dir den Faden an, ist er fein genug um durch das Nadelöhr einer feinen Sticknadel zu passen ? Ist er aus 2-3 Einzelfäden gedreht ? Fein – das kann man versuchen.

Schau ob der Stoffhändler Deines Vertrauens Nähgarne hat. Der Nähfaden sollte idealerweise etwas dunkler sein als Dein Stoff, so das er im Nahtschatten unsichtbar ist. Es sei denn du bekommst genau die Farbe die Dein Stoff hat.

Finger weg, von modernen Nähgarnen aus Kunstfaser, die sehen nicht gut aus, lassen sich bei Handnähten nicht so gefällig verarbeiten und bieten später nicht die richtige Optik.

Welche Stiche man nimmt siehst Du hier auf meinem Blog :

https://www.zeitensprung-handweberei.de/2018/07/23/handnaht-ist-nicht-gleich-handnaht/

Was soll überhaupt Dein erstes Werkstück sein ?

Möglichst etwas Einfaches !

Eine Gugel, ein einfacher Schlupfmantel ohne Ärmel oder eine Tunika sind gut Einsteiger-Projekte.

Tutorial Schlupfmantel:

https://www.zeitensprung-handweberei.de/2018/07/24/einfacher-mantel/

Da der Blog stetig wächst erlaube ich mir die Rubrik ,,Kleidung und Nähte” zu verlinken, hier gibt es weitere Schnitte und Erklärungen:

https://www.zeitensprung-handweberei.de/blog/kleidung-und-n%C3%A4hte/

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