Grundlagen zur Beinbearbeitung

Knochen hat eine ähnliche Struktur wie Eisen. Darum sind Werkzeuge die zur Eisenbearbeitung geeignet sind, meist auch bei Bein verwendbar.
Eigentlich benötigt man gar nicht viele Werkzeuge :
(für den Anfang ganz unhistorisch und preiswert)

eine Säge
ein Satz Schlüsselfeilen
eine größere Feile mittelfein (heißt das so ?)
einen kleinen Beitel/Schnitzmesser
Cutter
Bleistift
evtl. eine Dreule mit feinen Bohrern und Kreisaugenbohrern (dazu wird es später einen Extra Post geben)

Zusätzlicher Luxus ein kleiner Schraubstock, so etwas gibt es auch als Tischmodell. Ab und an sogar bei den Discountern.

Wichtig : die Werkzeuge sollten scharf sein. Mit stumpfen schlechten Werkzeugen, macht es keine Freude zu arbeiten, das Ergebnis wird nicht gut, die Verletzungsgefahr ist größer.
Sollte man mit dem Dremel arbeiten wollen, unbedingt eine Schutzbrille tragen und auf Arbeitssicherheit achten. Hier ist ein Schraubstock kein Luxus sondern wertvoller Fingerschutz.
Anfangs sind gut sitzende Arbeitshandschuhe sinnvoll. Pflaster und Desinfektionsmittel sollten ebenfalls im Haus sein.

Diese Werkzeuge sind so weit alle noch im Baumarkt erhältlich. Die Ausnahme ist das Schnitzmesser. Hier hat eine herkömmliche Klinge den falschen Winkel (Bild Nr. 1)

Mein erstes Schnitzmesser war ein kleiner Beitel zur Holzbearbeitung. Mittels Eisenfeile wurde die Klinge in den richtigen Winkel gebracht. (Bild Nr. 2)

Das wars eigentlich auch schon. Einen Tipp hätte ich noch: man sollte vermeiden im Baumarkt oder Eisenwarenladen zu erzählen, was man machen möchte. Die Reaktionen sind vielfältig, aber selten positiv.

Material : was gibt es da und wo bekommt man das ?

Da wären Knochen. Ich arbeite mit Knochen vom Rind z.B. den Beinknochen, ohne Kugelgelenke, denn die Gelenke sind zu porös.
Für kleine Projekte reichen Suppenknochen. Evtl. kann man ganze Rinderknochen beim Metzger bestellen, da muss man fragen.

Suppenknochen, hier stand ganz klar die Suppe im Vordergrund, die Knochenwand ist dünn, die Spongiosa dagegen sehr dick, die Suppe war aber wunderbar.

Schweineknochen sind zum Beschnitzen zu weich. Lammknochen eignen sich in der Regel gut. Wer es gerne sauber haben mag, kann auf Beinplättchen aus dem Messerbaubedarf oder aus dem Drechslerbedarf zurück greifen.
Röhrenknochen haben im Inneren ein Schwammgewebe (Spongiosa). In dieser Spongiosa ist bei einem frischen Knochen, Mark und Fett. Das muss weg, weil es sonst anfängt zu riechen. Die Spongiosa zu entfernen ist deshalb ratsam.
Knochen lassen sich kochen um Fleisch, Sehnen und Fett zu entfernen. Das trocknen auf der Heizung sollte vermieden werden, da sie sonst reißen können.

Knochen aus Lammkeulen

Geweih lässt sich ebenfalls gut verarbeiten.
Hirschgeweih unterscheidet man in Rotwild und Damwild. Das Geweih vom Damwild ist ohne seine Bastschicht, weiß wie Knochen und extrem hart. Es lässt sich nicht wirklich gut beschnitzen, auch wenn es in der Knopfindustrie Verwendung findet.
Das Rotwild hat Geweih mit äußerlich bräunlicher Färbung und einer unregelmäßigen Struktur. Es lässt sich gut bearbeiten und ist etwas weicher als Rinderknochen.
Je schwerer so ein Geweihstück ist, umso schöner ist es zu bearbeiten. Je leichter es ist, umso mehr Spongiosa befindet sich im Inneren. Stücke mit großen Schaufeln erscheinen meist eindrucksvoll, allerdings beinhalten diese Schaufeln ebenfalls Spongiosa, was die Bearbeitung erschweren kann.

1 Damwild 2 Rotwild


Elfenbein. Elefantenelfenbein ist ein absolutes No-Go !
Im Handel bekommt man Mammutelfenbein, das scheinbar in größeren Mengen geborgen wird.
Ich habe keinerlei Erfahrung mit Elfenbein.

Pflanzliches Elfenbein gibt es in der Form einer Nuss, die recht hart ist und optisch nahe an Elfenbein heran kommt.

Horn ist eigentlich zusammengewachsenes Haar, laienhaft ausgedrückt. Und so verhält es sich beim Schnitzen auch. Als Plättchen verarbeitet, lässt es sich feilen, sägen und polieren. Es ist möglich Horn in heißem Wasser ein zu weichen und in Form zu pressen. Im Handel sind Platten oder ganze Hörner erhältlich. Es gibt sie in unterschiedlichen Färbungen.

Horn kann durch die unterschiedliche Färbung ein sehr reizvoller Werkstoff sein. Im Bild ein moderner Haarschmuck.

Bezugsquellen:
der örtliche Fleischer, evtl. die Fleischtheke im Supermarkt
http://www.bikkelenbeen.com/
https://www.vikingr-kontor.de/index.php

Vorweg, ich wurde gebeten die Grundzüge zu erklären. Das möchte ich gerne tun, mir fehlt es allerdings an Bildmaterial. Deshalb nur eine schriftliche Anleitung, die ich irgendwann gerne mit Bildern ergänze.

Das erste Projekt sollte nicht allzu schwierig gewählt sein.
Eins meiner ersten Stücke  ist ein kleiner Schmuckanhänger, ein kleines Efeublatt.

Es ist aus einem Suppenknochen gemacht, die Vorlage war ein echtes kleines Efeublatt aus dem Garten.

Das Motiv wird mit einem Bleistift aufs Werkstück übertragen. In diesem Fall habe ich ein natürliches Loch im Knochen als Aufhänger genutzt. Es lohnt also sich sein Knochenstückchen genau zu betrachten und gut überlegt zu platzieren.
Ein Suppenknochen hat recht wenig Anpack, es ist also praktisch den Knochen zum zurecht sägen in einen Schraubstock einspannen zu können.
Beim Sägen sollte man nicht zu nah am Motiv sägen, sondern erst einmal nur grob zurichten. Die Vorlage heben wir gut auf, denn beim Arbeiten wird die Bleistiftzeichnung zum Teil abgenutzt.
Diese muss dann ergänzt werden.

Mit einem Cutter werden nun die Linien die später vertieft werden sollen, nachgezogen. Beim Efeublatt sind das die Blattadern.
An diesem Cutterschnitten kann man nun mit einer Ecke des Schnitzmessers, vorsichtig nach ziehen. Erst von der einen Seite am Cutterschnitt vorbei, dann das Werkstück drehen und an der anderen Seiten vorbei. So das die Linie nun eine hauchfeine V-Förmige Rille ist. Dies macht man so lange, bis man die Linien in gewünschter Tiefe eingearbeitet hat. Das geschieht mit leichtem Druck – manchmal auch viel Druck. Man bekommt mit der Zeit ein Gefühl dafür.
Hier merkt man nun : der Begriff Knochen schnitzen ist eigentlich falsch. Mit schnitzen verbindet man fliegende Späne, das ist bei diesem Werkstoff nicht so, es sind winzige Krümel, und das schnitzen ist eher ein schaben.

Nun bekommt das Blatt seine endgültige Form. Die äußere Form wird mit Feilen modelliert. Das ist eine langwierige Arbeit. Auch hier ist es praktisch das Stück einspannen zu können, um dann mit Kraft feilen zu können.

Zum Schluss wird das Stück poliert. Je nachdem wie stark die Werkzeugspuren sind, beginnt man mit Groben und arbeitet sich dann zu feinem Schmirgel. Zum Schluss mit weichem Tuch einem Lederläppchen reiben, bis das Werkstück glänzt.

Die Konturen lassen sich einfärben wenn man mag.
Eine moderne Variante wäre verdünnte Acrylfarbe, die man aufträgt (am besten bevor das Stück endgültig poliert ist) und wieder abwicht, so bleibt in den Vertiefungen die Farbe liegen. (Achtung erst weiter polieren, wenn die Farbe ausgehärtet ist)
Ebenfalls kann man das Stück in starken schwarzen Tee legen, der Tee lagert sich in einem warmen braunen Farbton auf dem Stück ab. Beim Polieren wird das Meiste wieder weg genommen, er bleibt aber in der Vertiefungen stehen.
Wenn es historisch sein soll, gibt es unterschiedliche Varianten. Ich habe da nur für mein Projekt recherchiert, und da liegen gefärbte Wachse vor. Diese werden erwärmt und mit einem Spatel aufgetragen. Der Überschuss wird weg gekratzt, und danach wie gehabt poliert.
Fertig.

Mein besonderer Dank geht an C. Petersen von dem ich all diese Erklärungen zu den Werkzeugen, den Materialien und den Arbeitsschritten habe.

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