Leder mit Krapp färben

(Bild eigene Aufnahme) (Schwertscheide und Färbung von mir)

Rezept:

Voraussetzung ist vegetabil gegerbtes Leder, mit modern Chrom gegerbtem Leder funktioniert es nicht.

20% des Gewichts des zu färbenden Leders an Alaun in 5l warmen Wasser auflösen.

Sobald das Wasser abgekühlt (Zimmertemperatur) ist das Leder einlegen. Gefäß sollte aus Glas oder Edelstahl sein und danach nicht mehr für Lebensmittel verwendet werden.

Wichtig ist auch dass das Leder frei schwimmen kann, also kein zu kleines Gefäß verwenden.

Es reichen ca. 24 Stunden im Alaun Bad.

Danach 100g gemahlene Krappwurzeln in 5l Wasser geben gut verrühren und danach das Leder einlegen. (Das gemahlene Krapp kann auch schon einen Tag vorher mit ca. 750ml und lauwarmen Wasser angesetzt werden.)

Nach meiner Erfahrung braucht es zwischen 48- 72 Stunden bis eine gleichmäßige und vollständige Färbung erreicht ist.

Danach das Leder entnehmen und trocknen. (Nicht auf der Heizung … dann wird es spröde)

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, wenn ich es einöle bevor es komplett durchgetrocknet ist.

Anmerkung von mir:

Für das frühe Mittelalter und auch beginnende Hochmittelalter bis ca. 1100 habe ich bei der Recherche keinen Lederfund gefunden der mit Krapp gefärbt (oder überhaupt gefärbt) war.
Belege für die Verwendung von Krapp (auch den Anbau) und auch Alaun lassen sich für den westlichen Teil Europas einige finden.
Im Stuttgart Psalter oder Lothar-Evangeliar gibt es einige Abbildungen von roten Schuhen und Schwertgurten.

Das Verfahren ist relativ simpel und es liegt nahe das es angewandt wurde, aber es gibt aus diesem Zeitraum keinen Fund, es muss also rein als Möglichkeit angesehen werden.

Quelle:

Einfluss von Rohmaterial und Herstellung natürlicher Krapplacke auf Farbigkeit und Lichtechtheit Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) im Lehrgebiet Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut der Hochschule für Bildende Künste Dresden vorgelegt von Dieter Köcher (22. 04. 2006)

„Wohl eine der frühesten kunsttechnologischen Rezeptsammlungen des Mittelalters sind die Compositiones ad tingenda musiva (sog. Lucca-Manuskript) aus der Capitularbibliothek in Lucca52 (Ende 8. oder Anfang 9. Jh.). In dieser Handschrift findet Krapp als Material zum Färben von Leder Verwendung. Aus der Anweisung geht hervor, wie die Felle zu Schläuchen vernäht und danach mit einer Farbstofflösung aus Urin und Alaun gefärbt werden. Diese Vorgehensweise findet sich ähnlich auch in der Mappae clavicula53 und in einem späteren Rezept des Manuskripts De coloribus diversis modis tractatur in sequentibus aus der Sammlung von Le Begue54. Durch die Verwendung von Alaun in Urin entsteht eine saure Lösung. Die notwendige Vorbehandlung des Leders durch Beizen in Alaun- oder Vitriollösung wird in den vorausgehenden Rezepten beschrieben.55 Der abschließende Anstrich mit einer Mischung aus Wau und Indigo, also einer grünen Lösung, dürfte den Farbton des Leders mehr ins Braune verschoben haben.“ (Seite 14)

 

Schon im frühen Mittelalter lässt sich der Anbau von Krapp nachweisen. Im Capitulare de villis (zwischen 800 und 840 n. Chr.), den Anweisungen zur Verwaltung der karolingischen Krongüter, wird in einer umfangreichen Liste der unterschiedlichsten Pflanzen auch der Anbau von Krapp (varentia) festgelegt (Abb. 6).50 Aus der 43. Anweisung ist zudem zu erfahren, wohin der Krapp zusammen mit anderen Materialien geliefert werden soll „ 43. Unseren Frauenarbeitshäusern soll man, wie verordnet, zu rechter Zeit Material liefern, also Flachs, Wolle, Waid, Scharlach, Krapp, Wollkämme, Kardendisteln, Seife, Fett, Gefäße und die übrigen kleinen Dinge, die dort benötigt werden.”51 : Die Liste dieser Lieferungen zeigt unzweifelhaft, für welchen Verwendungszweck der Krapp vorgesehen ist, zumal neben den pflanzlichen Rohstoffen weitere Färbematerialien wie Waid und Scharlach aufgeführt sind, womit eine Verwendung als Färbepflanze eindeutig belegt ist. Eine gleichzeitige Nutzung für medizinische Zwecke kann jedoch ebenso in Frage kommen, dürfte aber im Zusammenhang mit der Anbauanweisung lediglich eine Nebenrolle gespielt haben.“ (Seite 13)

 

Quelle:

Die Kollagenmatrix archäologischer Funde im Vergleich zu künstlich gealterten Ledermustern historischer Gerbverfahren von der Fakultät für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. von Dipl.-Ing. Bernhard Trommer  (28. Januar 2005)

„Goldleder aus dem germanischen Fürstengrab von Gommern Im Jahre 1990 wurde im Landkreis Jerichower Land nahe der Ortschaft Gommern unter einerSanddüne eine germanische Grabstätte aus der spätrömischen Kaiserzeit (3. Jhr. n. Chr.) entdeckt.“ (Seite 137)

„In unmittelbarer Nähe zu den Gürtelüberresten wurde eine 0,5 – 1,0 mm starke rötlichbraune pulvrige Schicht entdeckt, deren Analyse zum Nachweis von Krappfarbstoff führte /2/. Es wurde ein Tuch aus Seide oder Wolle vermutet. Als technologische Option, kommt auch Leder in Frage, da die Krappwurzel zu den ältesten vegetabilen Färbemitteln für Leder zählt (s. Anlage 1).“ (Seite 140)

 

Kommentare sind geschlossen.