Pflanzengefärbt

Pflanzengefärbt was ist das – brauche ich das ?

Unter dem Begriff Pflanzengefärbt versteht man Handfärbungen mit natürlichen Farbpigmenten.

Das ist ein wenig irreführend, denn man kann auch mit Insekten und dem Farbstoff der Purpurschnecke Textilien dauerhaft färben.

Dabei ist zu beachten das nicht alles was Flecken macht, auch dekorative Färbungen ergibt.

Die wichtigsten Farben bis zum Mittelalter waren :

Krapp = rot

Krapp ist eine Wurzel, sie muss mindestens 2 Jahre wachsen bis die Wurzeln genügend Masse haben und sich Farbstoff gebildet hat.

Waid = blau

Waid ist eine kleine unscheinbare zweijährige Pflanze die den Farbstoff in den Blättern bildet. Allerdings nur im ersten Jahr. Im zweiten Jahr blüht die Pflanze und bildet Samen.

Indigo ist heute ein beliebter Ersatz für Waid. Das Farbmolekül ist mit Waid chemisch gesehen identisch und es lässt sich synthetisch herstellen.

Waid ist keine teure Färbung, die Zutaten waren gut verfügbar, das Rezept jedoch ist kompliziert.

Reseda = Gelb

Reseda ist ein äußerst ergiebiger Gelbfärber, sein Spektrum kann von Neon Gelb über ein sattes Maisgelb und unter Zugabe von Eisenoxid (Eisen2) zu olivgrünen Tönen gefärbt werden.

Cochenille, Kermes = Rotfärber (kaltes Rot, Magenta)

Beides sind Insektenfärbungen. Hier werden spezielle Läuse gesammelt, getrocknet und gemahlen.

Die Kermes Laus ist heute weitgehendst ausgestorben, erhältlich ist Cochenille. Cochenille wird bis heute zur Färbung von Lebensmitteln und in der Kosmetikindustrie eingesetzt, z.B. in Campari, Eis Soßen und Lippenstiften.

Insektenfärbungen gelten im historischen Kontext bei Textilien als das klarere, teurere Rot.

Purpur

Das Spektrum von Purpur kann von der Farbe Purpur über Fliedertöne bis zu grün reichen.

Es wird aus Meeresschnecken gewonnen und gilt als die kostbarste Färbung.

Walnuss = Braun

Gefärbt wird nicht mit den Nüssen selbst sondern mit der Hülle die die holzige Schale umschließt. Diese ist im unreifen Zustand grün und verfärbt sich an der reifen Nuss zu braun. Diese Schale hat einen hohen Gehalt an Gerbstoffen und benötigt keine Vorbeizen.

Diese Farbstoffe sind gut belegt. Natürlich gibt es auch viele andere Pflanzen, Pilze und Flechten die dauerhaft färben. Jede grüne Pflanze ergibt im Färbetopf mehr oder weniger gelb und im Verbindung mit Eisen2 mehr oder weniger grün. Die Grüntöne gehen immer in Richtung Olive oder Tarn Grün. Das beliebteste Grün erreicht man mit Birkenblättern.

Zum färben von klaren Grüntönen, Flaschengrün und blaustichigen Grüntönen benötigt es Doppelfärbungen, von blau und Gelbfärbungen.

Man benötigt zum färben von Pflanzenfasern andere Rezepte als zum färben von tierischer Faser. Die Ausnahme ist Blau. Die Fasern müssen in der Regel durch Vorbeizen behandelt werden um die Farbstoffe dauerhaft aufzunehmen.

Bitte unternehmt keine Raubzüge durch Parks und Natur um den Färbekessel zu füllen !

Brauche ich Pflanzenfarben ?

Eine Pflanzenfärbung macht Unbelegtes nicht Echter, sondern nur teurer.

Eine schlecht recherchierte und halbherzig zusammen gestellte Ausstattung wird durch eine Pflanzenfärbung nicht besser.

pflanzengefärbte Troddeln : gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht, hier reißt auch die Pflanzenfärbung nichts raus. (eigene Herstellung)

gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht, hier reißt auch die Pflanzenfärbung nicht raus. (eigene Herstellung)

Eine Pflanzenfärbung macht Sinn, wenn es darum geht, das Textilien die gleichen Abnutzungserscheinungen haben sollen, denen die Textilien schon immer unterlagen. Sie bleichen aus, reiben ab oder verfärben sich.

Pflanzenfarben sind nicht immer umweltschonender oder nachhaltiger als synthetische Farben. Gerade wenn es um Textilien geht die mit Kinderhaut in Berührung kommen, sollte man auf Sicherheit setzen. Krapp z.B. gilt oral aufgenommen als Krebserregend, handgefärbtes sollte ausgiebig gut gespült sein.

Literatur :

Handbuch der Naturfarbstoffe von Helmut Schweppe

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